Stabilisierung bei Trauma für Jugendliche: Ein Weg zur Sicherheit und Heilung

Veröffentlicht am 14. Mai 2025

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Ein Steg der aufs Meer führt. Zu sehen ist der Steg, ein grünes Häuschen und der Horizont.

Jugendliche, die ein Trauma erlebt haben, stehen vor besonderen Herausforderungen. In einer Lebensphase, die bereits von intensiven körperlichen, emotionalen und sozialen Veränderungen geprägt ist, kann ein traumatisches Erlebnis zu Überforderung, Angst und Unsicherheit führen. Eine stabilisierende Basis ist deshalb entscheidend, damit Jugendliche das Gefühl innerer Sicherheit zurückgewinnen und langfristig Heilung erfahren können. In diesem Blogartikel werfen wir einen Blick darauf, warum Stabilisierung für traumatisierte Jugendliche so wichtig ist und welche Methoden ihnen helfen können.

Warum Stabilisierung bei Jugendlichen so wichtig ist

Traumatische Erlebnisse bringen das Nervensystem oft aus dem Gleichgewicht, was besonders bei Jugendlichen zu belastenden Symptomen wie Angstzuständen, Reizbarkeit oder sozialem Rückzug führen kann. Stabilisierung hilft dabei, das Nervensystem zu beruhigen, innere Ruhe zu fördern und ein Gefühl der Kontrolle zurückzugewinnen. Das Ziel ist es, Jugendliche dabei zu unterstützen, wieder Vertrauen in sich selbst und ihre Umgebung aufzubauen. Erst wenn dieser stabile Grund erreicht ist, kann eine tiefere Auseinandersetzung mit dem Trauma erfolgen.

Wichtige Schritte und Techniken zur Stabilisierung

1. Psychoedukation: Das eigene Trauma verstehen

Viele Jugendliche verstehen nicht, warum sie sich nach einem traumatischen Erlebnis anders fühlen. Ihnen zu erklären, wie sich ein Trauma auf den Körper und die Emotionen auswirkt, hilft ihnen, ihre Reaktionen besser zu begreifen und sich weniger allein oder „anders“ zu fühlen. Eine einfache Erklärung über die natürlichen Reaktionen des Nervensystems auf Gefahr (Kampf-, Flucht- oder Erstarrungsreaktionen) kann Jugendlichen zeigen, dass ihre Gefühle normale Reaktionen auf eine außergewöhnliche Situation sind.

2. Aufbau von Routine und Struktur im Alltag

Eine verlässliche Tagesstruktur gibt Sicherheit und Halt. Regelmäßige Aktivitäten wie Schulbesuche, Hobbys und Essenszeiten können Jugendlichen helfen, sich sicher und geborgen zu fühlen. Eine klare Struktur reduziert Gefühle der Unsicherheit und bietet Orientierung im Alltag.

3. Atem- und Entspannungstechniken zur Beruhigung

Atemtechniken sind einfach, aber wirkungsvoll, um innere Unruhe und Anspannung zu reduzieren. Methoden wie die „4-7-8-Atemtechnik“ (4 Sekunden einatmen, 7 Sekunden halten, 8 Sekunden ausatmen) helfen Jugendlichen, in stressigen Momenten Ruhe zu finden. Auch progressive Muskelentspannung, bei der einzelne Muskelgruppen angespannt und wieder entspannt werden, ist hilfreich, um Spannungen im Körper zu lösen.

4. Achtsamkeits- und Grounding-Übungen

Achtsamkeit ist besonders wertvoll für Jugendliche, da sie ihnen hilft, sich im Hier und Jetzt zu verankern und nicht von belastenden Gedanken oder Erinnerungen überrollt zu werden. Grounding-Übungen wie das „5-4-3-2-1“-Modell (fünf Dinge sehen, vier hören, drei berühren, zwei riechen, eine schmecken) helfen, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren und das Nervensystem zu beruhigen. Diese Technik kann einfach im Alltag integriert werden, besonders in Momenten, in denen die Erinnerungen an das Trauma überwältigend wirken.

5. Soziale Unterstützung und verlässliche Beziehungen

Ein starkes soziales Netzwerk ist eine der wichtigsten Stabilisationsquellen für Jugendliche. Unterstützung durch Familie, Freunde und Mentoren hilft ihnen, sich sicher und geborgen zu fühlen. Soziale Unterstützung schafft einen Raum, in dem sich Jugendliche verstanden und akzeptiert fühlen. Wichtig ist auch, dass Bezugspersonen geduldig sind und den Jugendlichen Raum geben, über ihre Gefühle zu sprechen, ohne sie zu drängen.

6. Kreative Ausdrucksmöglichkeiten

Viele Jugendliche finden Stabilität und Beruhigung durch kreative Tätigkeiten wie Zeichnen, Schreiben, Musik oder Bewegung. Kreativer Ausdruck gibt Jugendlichen eine alternative Möglichkeit, ihre Emotionen zu verarbeiten, ohne zwangsläufig darüber sprechen zu müssen. Kunst- und Musiktherapie und andere kreative Methoden bieten zudem spielerische Wege zur Verarbeitung und Stabilisierung.

7. Physische Aktivität und Bewegung

Regelmäßige Bewegung, sei es durch Sport, Tanzen oder andere Aktivitäten, hilft, überschüssige Energie abzubauen und das körperliche Wohlbefinden zu steigern. Bewegung fördert die Ausschüttung von Endorphinen, was das allgemeine Stressniveau senkt und eine positive Wirkung auf die Stimmung hat. Aktivitäten wie Yoga, Kampfsport oder auch einfaches Joggen oder Spazierengehen bieten zudem die Möglichkeit, das eigene Körpergefühl zu verbessern und sich wieder „geerdet“ zu fühlen.

8. Professionelle Unterstützung durch Trauma-Therapeuten

Für viele Jugendliche kann es hilfreich sein, sich an einen Therapeuten zu wenden, der auf Trauma spezialisiert ist. Traumatherapie-Ansätze wie EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing), Somatic Experiencing oder traumafokussierte kognitive Verhaltenstherapie bieten gezielte Methoden zur Stabilisierung und zum sicheren Umgang mit belastenden Erinnerungen. Ein Trauma-Therapeut hilft dem Jugendlichen, eigene Ressourcen zu entdecken und Techniken zu entwickeln, um mit den Herausforderungen des Alltags besser umzugehen.

Fazit: Stabilität als Grundlage für die Verarbeitung von Traumata

Stabilisierung ist für traumatisierte Jugendliche ein grundlegender und unverzichtbarer Schritt auf dem Weg zur Heilung. Indem sie lernen, ihre innere Balance wiederzufinden, gewinnen sie Sicherheit und Selbstvertrauen zurück. Es ist wichtig, Jugendliche auf ihrem Weg zur Stabilisierung geduldig und verständnisvoll zu unterstützen und ihnen ein stabiles Umfeld zu bieten. Mit den richtigen Methoden und der nötigen Unterstützung können Jugendliche den ersten Schritt in ein neues, sicheres Leben machen und die Kraft finden, weiter zu wachsen.

Katherine Surtees - aus Krisen wachsen

Katherine Surtees

Katherine Surtees ist Expertin für mentale Gesundheit, Sporttherapie und integrative Psychotherapie. Mit einem Hintergrund in der Notfallmedizin und eigenen Erfahrungen mit gesundheitlichen Rückschlägen begleitet sie heute Jugendliche und junge Erwachsene.